Am 8. Mai veranstaltete der Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger gemeinsam mit der NÖ Gebietskrankenkasse anlässlich des Weltnichtrauchertages ein Symposium zum Thema „Jugend und Rauchen“. Anlass war unter anderem die im Vorjahr angekündigte Anhebung des gesetzlichen Bezugsalters für Tabakwaren von 16 auf 18 Jahre, die für Mai 2018 vorgesehen war und voraussichtlich mit 1. Jänner 2019 umgesetzt wird. Österreich ist eines von drei Ländern in Europa, in dem das Rauchen nach wie vor mit 16 Jahren erlaubt ist.
Die Raucherkarriere beginnt in jungen Jahren
30 Prozent der österreichischen Bevölkerung rauchen (Statistik Austria, 2015), rund 16 Prozent der 17-Jährigen rauchen bereits täglich (HBSC, 2014). Laut einer Gesundheitsbefragung beginnt eine Raucherkarriere in jungen Jahren: Rund 90 Prozent, die als Erwachsene täglich rauchen, haben als unter 19-Jährige zu rauchen begonnen (Athis, Gesundheitsbefragung, 2014).
Begünstigende Faktoren
Der Raucheinstieg im Jugendalter wird durch verschiedene Faktoren begünstigt. Gesellschaftliche Akzeptanz, Verfügbarkeit, Zigarettenpreise und Rauchverbote (z. B. in der Gastronomie oder an öffentlichen Orten) können die Rauchprävalenz beeinflussen. Je später Jugendliche bzw. junge Erwachsene ihre erste Zigarette rauchen, desto unwahrscheinlicher ist es, dass sie langfristig abhängig werden. Und die Abhängigkeit entwickelt sich sehr schnell. Fragen wie „Hast du schon einmal das Gefühl gehabt – jetzt brauche ich wirklich eine Zigarette?“ sind Hinweise darauf, wie schnell Körper und Psyche auch bei nicht täglichem Rauchen Abhängigkeitssymptome entwickeln.
Von links nach rechts: Min.-Rat Dr. Franz Pietsch, (BMASGK); Dr. Klaus Vavrik (Leiter sozialpädiatrisches Ambulatorium Fernkorngasse); LAbg. Mag. Karin Scheele; Dir. Dr. Erich Schmatzberger (HVB); Gen.-Dir. Mag. Jan Pazourek (NÖGKK); MMag. Sophie Meingassner (NÖGKK, Leiterin Rauchfrei Telefon)
„Wie wichtig es ist, bereits bei der Jugend den Raucheinstieg zu verhindern, zeigt die Statistik der Raucherentwöhnungsangebote der Sozialversicherung: Dort nehmen vorwiegend Erwachsene teil, die bereits seit vielen Jahren - teilweise mehrere Jahrzehnte - Tabak konsumieren. Sie haben durchschnittlich mit 17 Jahren zu rauchen begonnen und rauchen seit diesem Zeitpunkt regelmäßig Zigaretten“, so Erich Schmatzberger, Direktor im Hauptverband. „Jugendliche haben Großteils noch keinen Grund aufzuhören. Gleichzeitig merken sie, dass sich das Rauchen nicht mehr kontrollieren lässt. Manchmal erfordert der Rauchstopp schon im Teenageralter professionelle Unterstützung.“
Unterschiedliche Motive betreffend Rauchstopp
Jan Pazourek, Generaldirektor der NÖ Gebietskrankenkasse, ergänzte bei seiner Eröffnungsrede: „Die Gesundheit, die bei vielen erwachsenen Raucherinnen und Rauchern eine große Rolle als Motiv zum Rauchstopp spielt, zählt für Jugendliche eher selten. Motive wie Geld, Fitness, Kosmetik, Wohlbefinden oder Suchtfreiheit können da schon eher relevant werden. Auch in der Entwöhnung gibt es Unterschiede. Gruppenkurse und herkömmliche Entwöhnungsangebote sprechen Jugendliche kaum an. Gute Alternativen sind die kostenlose telefonische Beratung des Rauchfrei Telefons unter der Nummer 0800 810 013 und die Gratis-Rauchfrei-App. Das beweisen nicht zuletzt die Zahlen: 29 Prozent der Anruferinnen und Anrufer am Rauchfrei Telefon sind jünger als 26 Jahre!“
Die Vortragenden der Tagung - Hinten stehend von links nach rechts: Mag. Barbara Gravogl (NÖGKK); Theresa Barotanyi, BSc, MSc (FGÖ); Dr. Edith Pickl (IfGP); DSA Markus Weissensteiner, MSc (Fachstelle NÖ); Min.‐Rat Dr. Franz Pietsch, (BMASGK); Dr. Klaus Vavrik (Leiter sozialpädiatrisches Ambulatorium Fernkorngasse); Dir. Dr. Erich Schmatzberger (HVB); Gen.‐Dir. Mag. Jan Pazourek (NÖGKK); Mag. Sabrina Schmied (Fachstelle NÖ); Mag. Bernhard Stelzl (STGKK).
Vorne stehend von links nach rechts Mag. Waltraud Posch (VIVID); Brigitte Hagenauer (Jugend:info NÖ); Stephanie Stürzenbecher (HVB); LAbg. Mag. Karin Scheele; Mag. Alexandra Beroggio; MMag. Sophie Meingassner (beide NÖGKK)
In ihren Vorträgen beleuchteten die Experten das Thema Rauchen aus unterschiedlichen Perspektiven: von der Suchtentwicklung und den Tabakfolgen aus medizinischer Sicht über neueste Modelle effektiver Tabakprävention bis hin zur aktuellen rechtlichen Situation und neuen Ansätzen der Entwöhnung. Konkrete Jugendprojekte aus ganz Österreich wurden vorgestellt. Fazit: Es ist bereits sehr viel Wissen und Erfahrung im Umgang mit Tabakprävention und Entwöhnung vorhanden.
Wirksame Maßnahmen wären verfügbar
Die Expertinnen und Experten waren sich am Ende der Veranstaltung einig: Je weniger Jugendliche anfangen zu rauchen, desto geringer ist die Rauchprävalenz in der Bevölkerung. Es gibt wirksame Maßnahmen, um den Raucheinstieg bei Jugendlichen zu reduzieren. Die Entscheidungen über die Umsetzung dieser Maßnahmen - Preisgestaltung der Zigaretten, Rauchverbot in der Gastronomie, Verfügbarkeit z.B. durch Zigarettenautomaten - liegen meist nicht bei den Experten, sondern beim Gesetzgeber. Was Experten jedoch leisten können: Rechtzeitige Aufklärung über die Gefahren des Rauchens, Begleitung beim Ausstieg aus dem Tabakkonsum und Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung.