27. März 2018
„Machen wir gemeinsam die medizinische Versorgung im niedergelassenen Bereich noch besser und persönlicher. Geben wir unseren hervorragenden Hausärztinnen und Hausärzten neue Möglichkeiten und orientieren wir uns dabei vor allem an den Wünschen der Bevölkerung.“ Alexander Biach, Vorsitzender im Hauptverband der Sozialversicherungsträger, appellierte am Rande eines Symposiums der Ärztekammer für ein modernes Hausarztsystems, das auf die Ärzteschaft eingeht, aber vor allem die zeitgemäße Versorgung einer sich wandelnden Gesellschaft ins Zentrum stellt.
Österreich sei schon heute mit 5,1 Ärzten pro 1000 Einwohner im internationalen Vergleich sehr gut versorgt und an zweiter Stelle unter den OECD-Staaten. Ein dichtes Netzwerk an Hausärzten übernehme die Grundversorgung, mit der die Versicherten in Österreich auch messbar zufrieden sind: „Eine OECD-Studie aus dem Jahr 2016 zeigt, dass mehr als 99 Prozent der Bevölkerung mit der Behandlungskapazität zufrieden ist. Lediglich 0,2 Prozent geben einen unerfüllten Behandlungsbedarf an, was dem niedrigsten Wert im EU-28-Ländervergleich entspricht“, so Biach.
Primärversorgungseinrichtungen
Um diese hervorragende Entwicklung noch weiter voranzutreiben und die medizinische Versorgung in Österreich auch in Zukunft sichern zu können setzt die österreichische Sozialversicherung auf ein Bündel von Maßnahmen.
„Wir berücksichtigen in unserer Reformagenda nicht nur den demografischen Wandel innerhalb der Ärzteschaft und den Generationswechsel sondern auch die völlig neuen Erwartungen an den Arztberuf im niedergelassenen Bereich. „Für die Patienten bringt das Konzept der Primärversorgung eine multiprofessionelle Anlaufstelle mit erweiterten Ordinationszeiten. Gleichzeitig ist es ein attraktives Modell für junge Ärzt/innen, dank ausgewogener Work-Life-Balance und besserer Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, betont Biach.
Bis 2021 sollen zur bestehenden Hausarztversorgung zusätzlich österreichweit 75 Primärversorgungseinrichtungen in Form von Primärversorgungsnetzwerken und Primärversorgungszentren errichtet werden.
Lehrpraxen
Ein weiterer proaktiver Schritt in Richtung Stärkung der hausärztlichen Versorgung gelang im vergangenen Monat mit der Vereinbarung zu den sogenannten Lehrpraxen. Sozialversicherung, Bund, Länder und Ärztekammer verständigten sich gemeinsam darauf, die Ausbildung praktischer Ärzte in der Praxis mit insgesamt rund 25 Millionen Euro bis zum Jahr 2020 zu fördern.
„Die Lehrpraxen sind ein Teil unserer Maßnahmen, das österreichische Hausarztsystem zukunftsfit zu machen, mit positiven Auswirkungen in mehrfacher Hinsicht: Wir lösen einen Qualitätsschub aus, weil angehende Ärzte bestmöglich auf ihren künftigen Beruf vorbereitet werden. Darüber hinaus steigen die Chancen, dass sich junge Ärzte für den Beruf des niedergelassenen Praktikers entscheiden, wenn sie diese Tätigkeit im Rahmen ihrer Ausbildung kennenlernen“, so Alexander Biach.
Die gemeinsame Finanzierung der Lehrpraxen ist damit auch ein wesentlicher Beitrag zur Absicherung der wohnortnahen medizinischen Versorgung in der Zukunft.
Wegweisendes Modell 5/10/20
Ein weiterer Schritt zur Qualitätssteigerung im niedergelassenen Bereich sei bei der bildgebenden Diagnostik gelungen. Bei Computertomographie- und Magnetresonanztomographie-Untersuchungen wurden die Wartezeiten massiv reduziert – eine gemeinsame Leistung von Sozialversicherung und Wirtschaftskammer. „Mit dem wegweisenden Modell 5/10/20 gibt es jetzt für alle Radiologie-Institute mit Kassenvertrag neue Vorgaben: Seit Jahresbeginn gilt für diese 133 Radiologie-Institute verpflichtend, dass Patienten für eine Untersuchungen mit CT binnen 10 Tagen, für eine mit MR binnen 20 Tagen einen Termin bekommen müssen. In begründet dringenden Fällen, wie etwa Tumorverdacht, hat die Terminvergabe innerhalb von 5 Tagen zu erfolgen. Damit liegt Österreich europaweit im Spitzenfeld“, so Biach.
Der Reformpfad der Sozialversicherung laufe sehr konsequent und mit einer ambitionierten Zeitplanung erklärte der Hauptverbandsvorsitzende weiter. „Wenn alle Systempartner an einem Strang ziehen, dann wird unser bewährtes Gesundheitssystem einen Modernisierungsschub bekommen, der unsere Spitzenplatzierungen im internationalen Vergleich langfristig absichert. Viel wichtiger als solche Benchmarks sind jedoch die Zufriedenheit unserer Versicherten mit der medizinischen Versorgung und eine motivierte Ärzteschaft, die sich bestens ausgebildet für den Beruf des Hausarztes entscheidet.“
Der Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger ist das organisatorische Dach über der solidarischen Kranken-, Unfall-und Pensionsversicherung Österreichs. Die Sozialversicherung garantiert unabhängig von Alter, Einkommen, sozialer Herkunft und Bildung hochwertige Gesundheitsversorgung und eine sichere Pensionsvorsorge. Aktuell sind rund 8,5 Millionen Menschen anspruchsberechtigt (Versicherte und mitversicherte Angehörige).